PARKHAUS - WOHNEN MIT ZEIT
Übersicht 2000

Dieses Jahr müssen wir vom Parken sprechen, das versteht sich wohl von selbst. „Menschen”, sagt der komische Heilige und Parkwächter Sloterdijk, „sind selbsthegende, selbsthütende Wesen, die – wo auch immer sie leben – einen Parkraum um sich erzeugen”. Dies ist klarerweise die Verwechslung eines Bedürfnisses mit seiner Erfüllung. Für einen Philosophen, Spaziergänger der geistigen Vorwärtsbewegung, mag das ja stimmen. Sloterdijk geht zu Fuß, derzeit steht auch gern ein Chauffeur zur Verfügung. Wir anderen müssen die Selbsthegung und -hütung in größerem Tempo bzw. weniger luxuriös bewältigen. Für uns ist die Erzeugung des nötigen Raums ein Problem. Wer meint, der schaffe sich gleichsam von selbst, kennt nicht Antwerpes.
Das Prinzip Antwerpes ist die Nemesis des Menschen, der sich gehen und vor allem irgendwo stehen lassen muss. Das gilt keineswegs nur auf automobilistischem Gebiet. Die Schranke, das Knöllchen, die Kasse, der Abschlepp-Wagen, DIE KRALLE kasernieren und kujonieren die menschlichen Verkehrsbeziehungen in ihrer Bandbreite. Das sind Zwangsmittel, die gesamte Existenz dem ewig-gnadenlosen /Du nicht / Hier nicht / Jetzt nicht!” zu unterwerfen. Wer nicht sein

Bleiberecht durch Behinderung erwirbt oder zufällig Anwohner ist mit Ausweis, wird in die Flucht geschlagen, abkassiert, bestraft. Das ist überall so. Aber muss es so sein? Vermutlich. Jedenfalls, da machen wir uns keine Illusionen, ist die Krankheit mit den Mitteln der Möbeltischlerei nicht zu kurieren. Wohl aber kann der gut geschwungene Hammer wichtige Schläge führen gegen den stummen Zahl-Pfahl, diese Eisen gewordene Zumutung, das Sein gebührenpflichtig zu machen. Wohl kann die fröhlich singende Säge Löcher in Sperren schneiden und den Blick öffnen auf Oasen einer besseren Welt, wo das Recht gilt auf ungehinderten Aufenthalt und auf das wilde Leben und Parken in der zweiten Reihe. Merowingerstraße statt Antwerpes! Hier sind Entwürfe möglich.
Was heißt möglich – sie liegen vor, CASA CANE sei Dank. Die Parkuhr wird dem Stuhl und der Hängematte untertan, die Parkscheibe muss sich durchsichtig machen für Ansichten einer bunten Ferne, die Garage sieht sich als der schlechte Witz, der sie ist, eingekastelt in die schlichte Schönheit des Holzes. Und aus dem betonierten Platz, der gegen Bezahlung widerwillig die vorübergehende Anwesenheit des Benutzers duldet, wird die Liege im Gras, die für Genießer gemacht ist, sowie für die grüne Ewigkeit. Parken? Park. Das ist es.



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